Forschungsziel

Die Digitalisierung von Planungs- und Genehmigungsprozessen gehört zu den zentralen Zielen der aktuellen Bundesregierung sowie vieler europäischer und internationaler Initiativen. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, die einzelnen Prozessschritte digital zu beschreiben und möglichst automatisiert abzuwickeln. Während viele Anforderungen und Verfahren bereits in Normen, Richtlinien und Regelwerken festgehalten sind, liegen diese bislang häufig nicht in einer maschinenlesbaren und interpretierbaren Form vor. Dies erschwert eine automatisierte Nutzung erheblich. Um das Ziel zu erreichen wurde bestimmte Projektbausteine aufgestellt, welche sukzessive erarbeitet wurden.

Ein wesentlicher Schritt in Richtung Digitalisierung ist der Einsatz von Building Information Modeling (BIM) bei der Planung von Arbeitsstätten. BIM ermöglicht es, Bauwerksmodelle in digitaler Form zu erstellen und an alle Projektbeteiligten zu übermitteln. Damit eine automatisierte Prüfung erfolgen kann, müssen jedoch die digitalen Prüfregeln und Bauwerksmodelle kompatibel sein. Das bedeutet, die Bauwerksmodelle müssen bestimmte Spezifikationen erfüllen. Fehlende oder unzureichende Informationen können zu fehlerhaften oder nicht durchführbaren Prüfungen führen. Daher besteht eine zentrale Herausforderung darin, eine gemeinsame Informationsbasis zu schaffen, die eine reibungslose Kommunikation zwischen Prüfregeln und Bauwerksmodellen ermöglicht.

Ziel des Projekts ist es, ein Verfahren zu entwickeln, um bestehende Normen, Richtlinien und Regelwerke, die bisher in Papierform vorliegen, in digitale und maschinenlesbare Formate zu überführen. Der Fokus liegt dabei auf den Technischen Regeln für Arbeitsstätten, insbesondere:

  • ASR A1.2 „Raumabmessungen und Bewegungsflächen“,
  • ASR A1.8 „Verkehrswege“,
  • ASR A2.3 „Fluchtwege und Notausgänge“,
  • ASR V3a.2 „Barrierefreie Gestaltung von Arbeitsstätten“.

Technische Regeln für Arbeitsstätten (ASR)

Das Projekt strebt an, diese Regelungen gemäß den Anforderungen für Smart Standards auf Stufe 3 bzw. 4 zu digitalisieren. Dadurch werden die Informationen maschinenlesbar und interpretierbar. Die extrahierten Inhalte sollen unter Verwendung offener Standards in externen Dateien oder Datenbanken zugänglich gemacht werden, um sie im BIM-Prozess nutzen zu können. Basierend auf diesen Daten werden Prüfregeln entwickelt, die die Einhaltung arbeitsstättenrechtlicher Anforderungen automatisiert prüfen können.

Neben der digitalen Aufbereitung der Regelwerke ist es ein weiteres Ziel, sicherzustellen, dass Planer die erforderlichen Informationen korrekt in ihre Bauwerksmodelle integrieren. Dazu werden Modellierungsrichtlinien und Objektvorlagen entwickelt, die sich direkt in BIM-Autorensysteme integrieren lassen. Diese Objektvorlagen basieren auf den extrahierten Informationen der Normen und ermöglichen eine gezielte Bereitstellung relevanter Informationen für alle Modellobjekte eines Bauwerksmodells, wie Bauteile, Räume oder Beziehungen.

Die digitalen Konzepte finden Anwendung in der Planung, Prüfung und im Betrieb. Dabei wird ein Information Delivery Manual (IDM) gemäß DIN EN ISO 29481-1 erstellt, das die Anforderungen an den Datenaustausch formal definiert. Ergänzend dazu werden Konzepte zur Verarbeitung und Visualisierung der Prüfergebnisse entwickelt.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Definition spezifischer BIM-Anwendungsfälle, die sowohl die Modellierung der Inhalte als auch den Prüfvorgang abdecken, um eine ganzheitliche Modellprüfung zu gewährleisten. Dabei werden auch rechtliche Aspekte berücksichtigt, wobei das Projekt durch Kapellmann Rechtsanwälte begleitet wird. Für die ASR A2.3 sollen zudem spezifische Konkretisierungsvorschläge erarbeitet werden, um besondere Herausforderungen zu adressieren.

Zur Evaluierung der Ergebnisse werden exemplarische Prüfregeln aus der ASR A1.2 (Bewegungsflächen) und der ASR A2.3 (Fluchtwege und Notausgänge) prototypisch umgesetzt und anhand von Bauwerksmodellen überprüft. Geplant ist der Einsatz zweier unterschiedlicher Gebäudemodelle, die in verschiedenen BIM-Softwares erstellt wurden. Die Modelle stammen aus einem realen Projekt der Planungsgruppe Drahtler GmbH sowie einem Modell der Ruhr-Universität Bochum.

Ziel ist es, auch weitere Planer und Prüfer aus der Praxis einzubinden, um die Effizienz und den Aufwand der Prüfungsvorbereitungen sowie der automatisierten Prüfungen umfassend bewerten zu können.